In den ersten zwei Stunden des Schultages findet von der ersten bis zur elften Klasse der sogenannte Hauptunterricht statt, in denen die drei- bis vierwöchigen Epochen der einzelnen Fächer unterrichtet werden. So haben die Schüler*innen einen längeren Zeitraum die Möglichkeit, sich mit einem Themengebiet intensiv auseinanderzusetzen. Jeder Hauptunterricht ist gegliedert in den rhythmisch bewegten Teil, den Arbeitsteil, der sich den Inhalten der Epoche widmet und den ruhigen Erzählteil.
Der Unterricht beginnt nach der Begrüßung mit dem Morgenspruch; es gibt einen Spruch für die erste bis vierte Klasse, sowie einen Spruch für die höheren Klassen, beide sind von Rudolf Steiner. Danach beginnt der rhythmische Teil, je nach Altersstufe und passend zur Jahreszeit oder Epoche wird gesungen, rezitiert oder musiziert. In den unteren Klassen wird viel Wert auf Bewegungen gelegt, die zu den Liedern oder Sprüchen passen. Außerdem geht es auch immer wieder um Geschicklichkeit, Koordination und Rhythmusgefühl. In diesem Teil des Unterrichts führt man die Klasse in künstlerischer Weise zusammen, lässt sie „wach werden“ und stimmt sie ein auf ein gemeinsames Arbeiten, was danach folgt. Nach einem Rückblick auf die vorherige Stunde wird etwas wiederholt und anschließend wird das Thema erweitert und es kommen neue Aspekte hinzu. Der Arbeitsteil hat begonnen, in dem mündlich wie auch schriftlich, einzeln oder in Gruppen in unterschiedlicher Weise Unterrichtsinhalte mit der Klasse erarbeitet werden.
Gegen Ende des Unterrichts dürfen die Kinder sich nach getaner Arbeit entspannen, der Erzählteil schließt den Unterricht ab. Im Erzählteil werden die Erzählungen je nach Klassenstufe und Lehrplan gewählt. So sind es in der ersten Klasse die Märchen, in der zweiten Klasse Fabeln und Legenden, in der dritten Klasse z.B. das Alte Testament, in der vierten Klasse Nordische Mythologie und in der fünften Klasse z.B. Geschichten zu den Themen der Epochen Indien oder Griechenland. In der Unterstufe spielen auch die Jahresfeste im Erzählteil eine Rolle, so dürfen Ostern, Johanni, Michaeli, Sankt Martin, Nikolaus oder Weihnachten nicht fehlen. Die Kinder dürfen ganz in die Bilderwelt der Geschichten eintauchen, die somit ihre Fantasie und Vorstellungskräfte anregen. Außerdem wird durch das Hören von „schöner“ Sprache der Wortschatz der Kinder erweitert. In der Mittelstufe geht es dann darum, anhand der Geschichten oder Biografien den jungen Menschen die Welt zu erschließen. In der Oberstufe findet der Erzählteil nicht mehr statt.
Innerhalb des Hauptunterrichtes sprechen die Schüler*innen täglich bis zur achten Klasse ihren Zeugnisspruch. Dieser Spruch soll ihnen Anregung und eine Art Leitspruch für ein Jahr sein.