„Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge, bindet den Vereinzelten an die Gemeinschaft...“ (Augustinus)
In der Eurythmie begegnet man der Sprache, der Musik und seinem eigenen Körper als Instrument. Dieses Instrument gilt es, spielen zu lernen im gemeinsamen Bewegen. Wie klingt das O in dem Wort „Sonne“? Ganz anders als beim „Mond“. Beide Male formen die Arme eine ähnliche Bewegung: rund, wie auch der Mund sich rundet, wenn er ein O ausspricht. Unterschiedlich aber in feinen Nuancen, die man hören kann, wenn man den Worten lauscht und die man fühlt, wenn man die Bewegung ausgestaltet. Wie klingt und bewegt sich eine „Welle“ oder ein „Blitz“? Diesen Qualitäten nachzugehen und sie sichtbar zu machen, ist Aufgabe der Eurythmie.
Die Kinder tauchen unmittelbar ein in Bewegungsbilder, aus denen sich im Lauf der ersten Schuljahre die künstlerischen Elemente der Eurythmie herausbilden. Aus den „Pferdchenspielen“ der ersten Klasse, den Märchenbildern, den kleinen Tänzchen entwickeln sich nach und nach Bewegungsbilder für alle Laute des Alphabets, für Töne und Intervalle, für dramatische Gesten und Vieles mehr. Manches wird von den Schülern auf der Bühne dargestellt, Gedichte und Balladen, selbstverständlich auch in fremden Sprachen, Musikstücke und dramatische Szenen – die „Monatsfeiern“ geben dazu immer wieder Gelegenheit.
Die Eurythmie ist ungefähr zur gleichen Zeit entstanden wie die Waldorfpädagogik und sie war von Anfang an stets Unterrichtsfach von der ersten bis zu letzten Klasse, denn – im oben schon zitierten Gedicht von Augustinus heißt es weiter:
„Ich lobe den Tanz, der alles fordert und fördert, Gesundheit und klaren Geist und eine beschwingte Seele.“